Vielen Dank an Robert Heidemann
für das große Interesse an unseren Arbeiten und das ausführliche Interview!
https://arttrado.de/news/nabiha-thom-im-interview-ausstellung-fotografie-und-ki
Nabiha & Thom im Interview – AUSSTELLUNG FOTOGRAFIE UND KI
Das preisgekrönte Künstlerpaar Nabiha & Thom arbeitet seit 1997 zusammen. Neben vielen Ausstellungen in Deutschland wurden die Kunstwerke von Nabiha & Thom bereits Europaweit, sowie in Asien und Amerika gezeigt. Am 25. MAI um 17:00 Uhr beginnt die Vernissage zu ihrer Ausstellung FOTOGRAFIE und KI in der Dhira Art Gallery.
Nabiha & Thom im Interview – AUSSTELLUNG FOTOGRAFIE UND KI
Auf die Künstlerin Nabiha sind wir im Rahmen der Ausstellung „KUNST IM DIALOG“ von der Galeristin und Künstlerin Dhira Barein aufmerksam geworden. Die Finissage zur Ausstellung „KUNST IM DIALOG“ findet am 24.5. um 19.00 Uhr in der Dhira Art Gallery, Kronengasse 5, 63263 Neu Isenburg statt.
Im Rahmen der Vernissage wurde ein ARTIST TALK aufgezeichnet. Kunstfreunde, die nicht vor Ort sein konnten, finden eine gekürzte Version auf YouTube.
Direkt im Anschluss – einen Tag später – startet in der Galerie die Ausstellung FOTOGRAFIE UND KI von Nabiha & Thom. Eine gute Gelegenheit für ein Interview, in dem wir das Künstlerpaar besser kennenlernen möchten.
Das Künstlerpaar arbeitet unter dem Namen unityart.
Unter „Unity“ verstehen wir ein Konzept, das Individualität, Einzigartigkeit und Vielfalt einbezieht und vereint. Jedes einzelne Lebewesen – ob Pflanze, Tier oder Mensch – hat den gleichen Ursprung. Alles ist miteinander verwoben und hat einen Sinn. Jeder Teil wird benötigt, damit die Welt im Gleichgewicht ist. Wir glauben, dass dieses Wissen uns alle betrifft und dass wir die Welt retten können, wenn wir danach handeln.
PS: Wie sich das Künstlerpaar kennengelernt hat und wie die Zusammenarbeit begann, finden Sie auf der Webseite der beiden Künstler: Nabiha & Thom: Künstlerpaar seit 1997
Nabiha & Thom im Interview
Wo seid ihr grade, wie geht es euch und wodran arbeitet ihr aktuell?
Wir sind momentan zu Hause in Würzburg und arbeiten gerade mit Hochdruck an der Finalisierung ganz frischer Arbeiten, die wir zum ersten Mal auf der kommenden Vernissage unserer nächsten Ausstellung in der Dhira Art Galerie zeigen werden.
Was sind eure Hauptthemen oder Motive in euren Werken und warum habt ihr euch dafür entschieden, sie zu erforschen?
Grundsätzlich inspiriert uns unsere Liebe und unser tiefes Verbundenheitsgefühl zur Natur sehr. (Gut zu erkennen zum Beispiel in der neuen Serie Photon Collectors, 2024).
Künstliche, von Menschen gemachte Strukturen reflektieren wir aber auch oft in unseren Arbeiten, wie zum Beispiel in unserer preisgekrönten und fortlaufenden Serie Doors of Perception. In dieser Arbeit geht es um die Relativität von Wahrnehmung.
Eine übergeordnete Motivation unseres Schaffens ist, dass wir beständig danach streben unser Bewusstsein zu erweitern: die Dinge neu betrachten, eine andere Perspektive einnehmen, tiefer schauen, länger schauen. Sich umdrehen. Neu sehen, anders sehen. Länger sehen – und dabei fühlen! Sich hinterfragen, sich reflektieren, sich umdrehen, – „auf dem Zaun bleiben“ – und das im Prozess ständiger Veränderung, die das Leben nun mal ist – als Paar in gegenseitiger Inspiration und Kollaboration.
Wir sind erfüllt von einer großen Faszination für die Einzigartigkeit jedes einzelnen Moments – der, sobald er erlebt wurde, schon wieder Vergangenheit ist (in unserer linearen Zeitwahrnehmung). Wir empfinden es nicht als selbstverständlich, dass es uns hier gut geht, dass wir gesund sind und so viele wunderbare Dinge erleben dürfen. Da ist ganz viel Wertschätzung und Dankbarkeit – und je länger wir diesen Weg miteinander teilen, desto größer werden diese Empfindungen. Wir sind beide erfüllt von diesem Wunder, in dem wir alle hier zur aktuellen Zeit existieren: immerhin fliegen alle Erdbewohner auf unserem einzigen Heimatplaneten-Raumschiff durchs Universum!
Wir hoffen, diesen Spirit, diese Faszination und Wertschätzung durch alle unsere Arbeiten zum Betrachter zu transportieren.
Wie würdet ihr eure Beziehung zur Natur und Umwelt in euren Werken beschreiben?
Alle unsere Arbeiten zeigen einen Ausschnitt aus Natur und Universum. Wir sind Betrachter, aber auch aktiver Teil des Ganzen. Wir zeigen das, was uns besonders fasziniert. Selbst unsere futuristischen Werke sind aus realen, in unserer Umwelt vorhandenen „Bausteinen“ zusammengesetzt. Seit unserer Kindheit sind wir beide begeisterte Naturfans und versuchen aktiven Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Ressourcen schonendes Arbeiten in unseren Leben so gut wie möglich umzusetzen.
Thom betreibt einen kleinen ökologischen Garten nach Permakultur Prinzip. 2022 haben wir dazu eine große Installation zum Thema Klima. Wandel. Jetzt. in der Spitäle Galerie Würzburg entworfen, die mit einem Stipendium gefördert wurde. Hier kann man mehr sehen: https://unityart.eu/portfolio/der-gruene-spirit/
Welche Bedeutung hat die Fotografie in eurer künstlerischen Arbeit und wie hat sie sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Die Fotografie ist unser Hauptmedium. Nabiha hat bereits im Alter von 13 Jahren begonnen intensiv zu fotografieren. Sie hat sich ihre erste (analoge) Spiegelreflexkamera damals von ihrem Taschengeld zusammengespart. Nach dem Unterricht „lebte“ sie viele Jahre im schwarz/weiß Labor der Schule und experimentierte mit Negativfilmen und Papier. Thom hat sich im ersten Semester im Studium eine Lomo gekauft und war begeisterter Lomograf, als wir uns kennenlernten.
Wie habt ihr beide euch kennengelernt und was hat euch dazu inspiriert, zusammen als Künstlerpaar zu arbeiten?
Wir haben uns im Februar 1997 auf einer Gothic Party in der Goldenen Krone in Darmstadt kennengelernt. Thom war als Vampir verkleidet, weil er Live-Rollenspiel spielte, Nabiha trug damals oft eine blaue Perücke…. es hat sehr schnell gefunkt zwischen uns!
Kurz darauf haben wir schon zum ersten Mal zusammengearbeitet, als Nabiha dabei war die Bewerbungsmappe für das Fotografie Studium mit einem Projekt zu vervollständigen. Nabiha fragte Thom ob, er Lust auf ein gemeinsames Fotoprojekt hätte und so merken wir, wieviel Spaß das macht und wie gut wir zusammenarbeiten können. Diese Zusammenarbeit entwickelte sich in unserer Studienzeit immer weiter, bis wir 2006 dann entschieden beide hauptberuflich als selbständige Foto-Designer und Künstler zu arbeiten.
Tipps für die Liebe und/oder Fernbeziehungen?
In den ersten 4 Jahren unserer Beziehung ab 1997 hatten wir auch eine Fern- bzw. Wochenendbeziehung. Ich (Nabiha) werde nie vergessen, wir mir die Tränen in die Augen schossen, als ich wieder mit dem Zug zurück zum Studium fahren musste und Thom beim Abschied am Bahnsteig zurück blieb. Die Sehnsucht war so groß, dass klar wurde, dass wir mehr Zeit miteinander verbringen wollten.
Als Nabiha in London studiert hat, haben wir uns einmal 6 Monate am Stück nicht gesehen. Das war hart. Wie haben damals kommuniziert so gut es ging – per Telefon und Email und irgendwie haben wir es geschafft und es ging immer weiter.
Nach unseren ersten großen Erfolgen mit der Soloshow bei Gruner + Jahr in Hamburg 2006 (300 Bilder) und der Nominierung für den Bremer Förderpreis für Bildende Künste 2006 / 2007 kam dann die große Entscheidung, dass wir das Risiko eingehen wollen, uns gemeinsam selbständig zu machen.
Die Liebe ist, was das Herz zum funkeln und die Seele zum leuchten bringt! Wir haben festgestellt, dass unser Leben aus Phasen besteht, in denen wir uns immer wieder von innern heraus neu herausschälen – wie aus einer Zwiebelschale. Es scheint, dass Menschen sich immer wieder verändern, ent-wickeln und weiter entwickeln.
Man darf nicht erwarten, das der andere immer gleich bleibt. Wenn man dem anderen Raum lässt für diese Entwicklungen und selbst dabei unterstütz wird, diesen Raum zu bekommen, dann kann daraus ein schöner gemeinsamer Tanz werden. Man darf nicht aufhören, herausfinden zu wollen, wer der andere eigentlich ist – weil er sich ständig ändert, auch wenn man ihn schon lange kennt.
Gerne können wir zu einem anderen Zeitpunkt noch mehr über die Liebe philosophieren. 😉
Könnt ihr uns etwas über euren kreativen Prozess verraten und wie ihr eure Ideen umsetzt?
Meistens hat eine/r von uns zuerst eine Inspiration und fängt an zu arbeiten. Wenn wir on location zusammen unterwegs sind heisst es dann „gib mir mal die Kamera“ und einer legt los. Wir zeigen uns die Ergebnisse dann gegenseitig immer und besprechen Zwischenergebnisse. Das Schöne ist, dass wir uns gegenseitig Feedback geben und dass vier Augen eben mehr sehen als nur zwei.
Ganz besonders ist der erste Blick auf ein Bild, der Blick, der ganz frisch ist, wenn man eine Arbeit noch nie gesehen hat. Wenn Nabiha einen „Wow“ Effekt“ erlebt, bei einer neuen Arbeit, die Thom gerade kreiert, dann wissen, wir, dass es gut wird. Umgekehrt natürlich genau so: wenn Thom eine neue Arbeit von Nabiha wie ein art director „freigibt“, dann hat sich das Werk qualifiziert veröffentlicht zu werden und wird Teil unseres gemeinsamen Lebenswerks.
Wir lieben es, zu sehen, was der andere kreiert. Wenn diese positive Aufregung in der Luft liegt, ist das eine ganz besondere Stimmung.
Für mich (Nabiha) fühlt sich der Prozess des Kreierens oft an als würde ich in den kreativen Flow des Universums eintauchen, mich verbinden und hingeben um aus den Ebenen zu denen ich dann Zugang bekomme, etwas Neues mitzubringen, das es noch nie zuvor gab. Im Atelier teilen wir unsere Archive, bzw. wir haben ein gemeinsames Bildarchiv und wenn eine/r eine Idee hat, denn schöpfen wir beide daraus. Wir profitieren von unserem Perfektionismus, der sich wunderbar ergänzt und freuen uns auch, dass wir ein gleiches ästhetisches Verständnis haben.
Thom sieht etwas, das er interessant findet, – etwas, das über das Offensichtliche hinausgeht oder eine kulturelle Assoziation weckt. Dann versucht er das mit einer Form der visuellen Manipulation deutlicher herauszuarbeiten.
Der andere Weg: Thom hat eine Idee, und denkt dann über Material nach, das er schon hat, oder die Idee kommt ihm, wenn er das Material sichtet, – und dann benutzt er die vorhandenen Bilder als Bausteine für die neue Idee. Wenn etwas fehlt, fotografieren wir das nach. Manchmal entdeckt man auch in Experimenten Geschichten und wir verwenden diese dann als Grundlage weiter.
Es ist eher so, dass Thom zum Beispiel eine futuristische Stadt in einer realen Umgebung assoziiert und diese dann weiter herausarbeitet, als dass er überlegt, dass er das Bild einer futuristischen Stadt machen möchte und sich dann fragt, wo er diese finden könnte und wie er das umsetzen könnte.
Besonders häufig passiert ihm das mit futuristischen cyber-space-artigen Landschaften im Rahmen unserer Serie Doors of Perception. (Wir sind große Natur und Science Fiction Fans.)
Wir sind schon oft gefragt worden, wie wir es den „schaffen würden“ als Paar zusammenzuarbeiten. Viele Kollegen haben uns über die Jahre erzählt, dass sie mit ihrem/r Partner/in nicht zusammenarbeiten könnten oder wollten. Das Krasseste, was uns erzählt wurde, war, dass ein Künstlerpaar miteinander in Konkurrenz gegangen ist und berufliche Tricks und Techniken voreinander verheimlicht hat. Das machen wir nicht. Wir lernen viel voneinander, wir bringen uns gegenseitig Tricks in Photoshop bei und bereichern uns auch gegenseitig zum Beispiel mit unseren unterschiedlichen Kenntnissen im Bereich Farben, Formen und Bildaufbau. Das ist einfach wunderschön. Unity Art eben ;-).
Welche Rolle spielt Künstliche Intelligenz in eurer aktuellen Ausstellung und wie habt ihr mit Irmin Bernstädt zusammengearbeitet?
Unsere Bilder sind alle „klassisch“ kreiert – digitale Fotografie, Mehrfachbelichtungen oder Montagen im Photoshop, teilweise in Kombination mit hochaufgelösten Scans analoger Negative. KI arbeitet da nur im Hintergrund mit: Hauptsächlich als Photoshop Werkzeuge.
(Ganz schwache) künstliche Intelligenz ist allerdings schon lang in den Kameras drin – selbst die Autofokus Messfelder aus älteren Zeiten wurden „intelligent trainiert“ und die Belichtungs-, und Blendenautomatiken sind auch schon sehr lang „künstlich intelligent.“
Wir generieren keine Bilder, die auf auf Bilddaten von fremden Urhebern basieren. Das widerstrebt uns sehr und ist uns auch wichtig klarzustellen.
Mit Irmin Bernststädt haben wir bisher noch nicht direkt zusammengearbeitet, wir stellen nur gemeinsam aus. Wir sind gespannt auf diese gemeinsame Ausstellung und denken, dass sich unsere Arbeiten gut ergänzen werden!
Was möchtet ihr mit euren Werken beim Publikum erreichen oder vermitteln?
Wir möchten mit unseren Arbeiten das Gefühl vermitteln, das wir selbst in uns tragen:
Faszination für das Wunder, das jeder Augenblick mit sich bringt.
Mit „Unity Art“ möchten wir ausdrücken, dass wir aus dem Bewusstsein heraus, dass alle und alles miteinander verbunden ist, leben und arbeiten. Trennungen sind nur ein Konstrukt im Kopf, das Menschen gemacht haben. Liebe kennt keine Grenzen – und der menschengemachte Klimawandel auch nicht.
Warum sollten Besucher unbedingt eure kommende Ausstellung besuchen?
Es gibt immer gute Gespräche und Inspiration! Und man kann uns kennenlernen und einzigartige Kunst mit einer positiven, kraftvollen Ausstrahlung betrachten und sogar erwerben.
Wie wichtig ist es für euch, international auszustellen und wie unterscheiden sich die Reaktionen des Publikums in verschiedenen Ländern?
Wir haben schon in vielen Ländern ausgestellt und mögen den internationalen Austausch mit Kollegen und Gästen sehr. Besonders schön war, als wir 2007 eingeladen waren, in der einzigen Galerie für Fotografie in der Millionenstadt Aleppo in Syrien beim „Women’s Art Festival“ auszustellen (vor dem Krieg). Das Interesse war groß, da es so etwas nicht so häufig gab. Die Vernissage wurde dann allerdings nach 2 Stunden von den Syrischen Sicherheitsbehörden vorzeitig beendet. Die Ausstellung durfte dann aber weiter laufen.
Welche Ziele habt ihr für eure künstlerische Zukunft und welche Projekte plant ihr als nächstes?
Wir haben schon wieder einige neue Projekte in Produktion und unsere Kreativität fliesst!
Neben einigen Gruppenausstellungen sind diese Jahr noch eine Einzelausstellungen in Würzburg und in Wien geplant. Im Herbst 2025 werden wir eine große Einzelausstellung in der wunderbaren Spitäle Galerie an der Alten Mainbrücke im Herzen von Würzburg haben –daran arbeiten wir jetzt schon.
Danke für eure Zeit und Mühe!